Im heutigen Südtirol, in dem Ötzi wahrscheinlich gelebt hat, gibt es bisher kaum Funde aus der Kupferzeit und deshalb wissen wir wenig über das Leben der Menschen zu dieser Zeit. Und da der Mann aus dem Eis keine Keramik mit sich führte, ist eine Zuordnung zu einer der Kulturgruppen sehr schwierig. Man geht heute davon aus, dass Ötzi zur Gruppe „Tamins-Carasso-Isera 5“ gehört, einer Kulturgruppe, die im 4. Jahrtausend vor Christus in dem Gebiet festgemacht werden kann. Starken Einfluss auf die Alpenbewohner hatte die Remedello-Kultur, die zeitgleich in der Poebene weit verbreitet war. In den Gräbern dort finden sich Beilklingen, Dolche und Pfeilspitzen, die sehr gut mit der Ausstattung, die Ötzi bei sich trug, vergleichbar sind.


Gesellschaft im Wandel

In der Kupferzeit fanden große gesellschaftliche Veränderungen statt. Metallverarbeitung und der Abbau schufen neue Berufsfelder, Handelsbeziehungen wurden verstärkt, der kulturelle Austausch beschleunigt. Die Gesellschaft differenzierte sich zusehends. Man kann davon ausgehen, dass der alpine Raum in der Kupferzeit stärker besiedelt wurde, weil es hier reiche Lagerstätten gab.
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Das Leben zu Ötzis Zeit

Wie lebten die Menschen in der Kupferzeit? Glaube, Ernährung und gesellschaftliche Strukturen


 

Glaubensvorstellungen

Über die Religion oder Jenseitsvorstellungen der Menschen in Kupferzeit ist wenig bekannt. Schriftliche Zeugnisse, die davon berichten könnten, gab es nicht und auch Kultstätten haben sich nicht erhalten. Aus der Kupferzeit sind riesige Bildstelen, sogenannte Menhire erhalten. Sie stellen meist ganz schematisch männliche oder weibliche Figuren dar, die Schmuck oder Waffen tragen, seltener sind darauf auch figürliche Szenen abgebildet. Diese Menhire stehen wohl im Zusammenhang mit einem Ahnenkult.


Ernährung zu Ötzis Zeit

Analysen von Ötzis Mageninhalt haben gezeigt, dass Ötzi vor seinem Tod Rotwild- und Steinbockfleisch, Getreide und weitere pflanzliche Nahrungsmittel zu sich genommen hat. In seiner Kleidung fand man zwei Getreidekörner vom Einkorn. Die Menschen dieser Zeit lebten also von Landwirtschaft und Jagd gleichermaßen, zudem haben sie sicher vieles gesammelt, was Wald und Wiesen hergaben. Bei Ötzi wurde eine Schlehe gefunden, eine Wildfrucht, die als wahre Vitaminbombe gilt. Aber leider ist bisher in Südtirol keine kupferzeitliche Siedlung entdeckt worden, die uns mehr Details über den Alltag der Menschen verraten würde.