Bozen, 16.03.2018
20 Jahre Südtiroler Archäologiemuseum
Themen und Zahlen
Auffindung Ötzi: 19.9.1991
Rückführung nach Bozen: 16.1.1998
Eröffnung des Museums: 28.3.1998
Ein archäologisches Museum in Bozen
In einer weitsichtigen Entscheidung beschloss die Südtiroler Landesregierung, den Fundkomplex des Mannes aus dem Eis der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die Standortentscheidung für die Errichtung des Landesmuseums für Archäologie fiel auf das 1912 errichtete Gebäude der ehemaligen österreich-ungarischen Bank in der Bozner Museumstraße, das nach dem I. Weltkrieg von der Banca d’Italia geführt wurde.
1996 begannen die Umbauarbeiten und am 28. März 1998 konnte das Südtiroler Archäologiemuseum schließlich eröffnet werden.
Dauerausstellung
Der Ausstellungsparcours innerhalb des Gebäudes folgte einer chronologischen Spirale, die mit dem Paläolithikum (12.000 v. Chr) im Erdgeschoss begann und bis zum frühen Mittelalter im obersten Stockwerk führte. Die Mumie des Mannes aus dem Eis und seine Beifunde waren chronologisch eingeordnet in der ersten Etage des Museums ausgestellt.
2011 wurde im Rahmen der Sonderausstellung Ötzi20 der bisherige Ausstellungskomplex um das Leben in der Kupferzeit, um die Forschungsgeschichte, um kriminalistische Untersuchungen und kulturelle Phänomene rund um den Mann aus dem Eis erweitert. Damit trug das Museum dem gestiegenen Informationsbedürfnis der Besuchenden Rechnung und ermöglichte es mehr Menschen gleichzeitig, das Thema Mann aus dem Eis zu besichtigen. Mit der neuen Dauerausstellung wurde auch eine neue, auf Ötzis Anatomie basierende Rekonstruktion aus der Hand der beiden Paläo-Künstler Alfons und Adrie Kennis vorgestellt. Sie prägt seither unser Bild vom Mann aus dem Eis.
Die vorübergehend eingeschränkte Ausstellungssituation für die restlichen Funde der Ur- und Frühgeschichte Südtirols ist unbefriedigend. Seit einiger Zeit wird deshalb die Möglichkeit diskutiert, in ein größeres Gebäude umziehen zu können, in dem der Ausstellungskomplex Mann aus dem Eis zusammen mit der übrigen Archäologie Südtirols gezeigt werden kann.
Ein Museum wächst
Die Angebote des Museums richten sich an unterschiedliche Zielgruppen. Die wichtigsten sind: Schulklassen, lokale Bevölkerung sowie auswärtige Gäste.
In den vergangenen 20 Jahren entwickelte sich das Museum lokal zu einem Ort der Begegnung (Lange Nacht der Museen, Internationaler Museumstag, Lange Nacht der Forschung, Festival für experimentelle Archäologie „Zurück in die Steinzeit“ u.v.m.). Im internationalen Panorama der archäologischen Museen hat sich das Südtiroler Archäologiemuseum einen herausragenden Platz mit hohem Bekanntheitsgrad gesichert.
Ötzi und das Südtiroler Archäologiemuseum sind die Haupt-Kulturdestination in der Kommunikation der Südtiroler Tourismuswerbung im Ausland und durch seine Umlaufrentabilität ein nicht unwesentlicher Wirtschaftsfaktor.
Rückblickend war die Entscheidung, das Südtiroler Archäologiemuseum in der Bozner Fußgängerzone anzusiedeln, ein großer Erfolg. Viele Urlaubsgäste in Südtirol verbinden heute gern einen Bummel durch die Landeshauptstadt mit dem Besuch des Museums.
Umbauten im Museum
In seinen 20 Jahren erfuhr das Museumsgebäude einige „liftings“, um den Bedürfnissen der Museumsgäste entgegenzukommen: Von der Fußgängerzone aus ist das Museum durch Fahnen und Stelen schon von weitem erkennbar. Ein Bildschirm am Eingang verweist auf Ausstellungen und Veranstaltungen und erlaubt eine Vorschau auf den Museumsbesuch. Der übersichtlich gestaltete Eingangsbereich mit Ticketschalter empfängt ankommende Menschen nun mit mehr Platz und Sitzgelegenheiten. Ein neues Zugangssystem erlaubt seit Dezember 2017 zusätzlich zum Ticketschalter den Erwerb von online-Tickets mit Zeitmanagement. Die Besucherinnen und Besucher können damit eine bestimmte Uhrzeit für den Besuch reservieren und eventuelle Wartezeiten verkürzen. Auch der Shop wurde einladend gestaltet. Das Museum konnte ihn in Eigenregie übernehmen und bietet darin sowohl archäologische Bücher und exklusiv entworfene Souvenirs zu den Museumsinhalten an.
Haustechnik
Die beste Haustechnik ist die, die man nicht sieht und die immer funktioniert: in den letzten 20 Jahren musste das Südtiroler Archäologiemuseum zum Glück nie wegen technischer Defekte geschlossen bleiben. Sofern es kleine Aus- oder Zwischenfälle gab, konnten sie immer behoben werden, ohne den Museumsbetrieb zu sehr zu beeinträchtigen. Durch kontinuierliche und periodische Wartung aller technischen Anlagen und Austausch risikobehafteter Geräte ist der Zustand der technischen Anlage trotz der 20 Jahre Laufzeit recht gut.
Menschen im Museum
Die durchschnittlich über 260.000 Besucherinnen und Besucher im Jahr werden von einem effizienten Team betreut. Im Südtiroler Archäologiemuseum arbeiten 40 Menschen in den Bereichen: Führungen und Aufsicht, Sicherheit, Kassadienst, Shop, Geschäftsführung, Verwaltung, Buchhaltung, Sekretariat, Reservierung, Teamorganisation, Marketing, Medien, Zielgruppenbetreuung, Museumsvermittlung, Personalführung, Öffentlichkeitsarbeit, Bibliothek, Forschung, Konservierung, Kuratieren, Ausstellungsgestaltung, Haustechnik, Bildarchiv, Eventorganisation, Besucherservice, EDV, Materialpflege, Objektleihe, Datenbankbetreuung, Erstellen und Herausgeben von Publikationen…..
Verwaltungsgeschichte des Museums
Die inhaltliche Gestaltung des Südtiroler Archäologiemuseums und seine Eröffnung am 28.3.1998 geschahen unter der Führung des Amts für Baudenkmäler. Geleitet wurde das Museum bis 1999 vom Amt für Bodendenkmäler der Provinz Bozen mit seinem damaligen Direktor Lorenzo Dal Ri.
Zusammen mit dem 1999 ebenfalls in Bozen eröffneten Naturmuseum Südtirol wurde das Südtiroler Archäologiemuseum ab 1999 in der gemeinsamen Körperschaft „Archäologie- und Naturmuseum“ geführt. Direktor beider Museen war zunächst der Direktor des Naturmuseum Südtirol, Leo Unterholzner, von 2000 bis 2004 Alex Susanna.
2005 ging die Körperschaft Archäologie- und Naturmuseum zusammen mit 8 weiteren Landesmuseen in der neu gegründeten Körperschaft „Südtiroler Landesmuseen“ auf, deren Geschicke von Othmar Parteli als Direktor und Bruno Hosp als Präsident geleitet wurden. Angelika Fleckinger ist seit 2005 Direktorin des Südtiroler Archäologiemuseums.
2009 wird die Körperschaft Südtiroler Landesmuseen mit dem Südtiroler Archäologiemuseum in den „Betrieb Landesmuseen“ umgewandelt und 2010 als eigenständiger Betrieb in die neu gegründete Abteilung 42 „Museen-Musei“ der Südtiroler Landesverwaltung eingegliedert. Die Leiterin des Betriebs Landesmuseen und Direktorin der Abteilung Museen ist Karin Dalla Torre.
Vermittlung
Die vergangenen 20 Jahre sind geprägt von der Arbeit mit den verschiedensten Zielgruppen in individuell zugeschnittenen Formaten, die sich in dieser Zeit sehr bewährt haben: dialogische Führungen, Werkstätten, museumspädagogische Aktionen, interaktive Stationen und Räume für Jung und Alt, in denen das Gesehene vertieft werden kann. Darüber hinaus kann man das Museum individuell mit einer interaktiven Audioguide-App besichtigen, die auch auf das eigene smartphone heruntergeladen werden kann.
Alle Angebote des Museums stellen die Museumsbesuchenden in den Mittelpunkt, ihre Wohlbefinden, ihre Interessen und ihre Fragen. Ausgangspunkt sind immer die ausgestellten Objekte, reale Zeugen der Vergangenheit und vieler möglicher Interpretationen. Statt nur Antworten zu liefern, versucht unsere Vermittlung bei den Menschen auch Fragen zu wecken. Eine persönliche Erfahrung, ein haptischer Zugang und die aktive Teilnahme sollen aus dem Museumsbesuch bei uns eine Erfahrung machen, die in Erinnerung bleibt und mit dem eigenen Leben zu tun hat.
Sonderausstellungen
2016 – 2018: HEAVY METAL – Wie Kupfer die Welt veränderte | HEAVY METAL – Come il rame cambiò il mondo
2014 – 2016: FROZEN STORIES. Gletscherfunde aus den Alpen | FROZEN STORIES. Reperti e storie dai ghiacciai alpini
2013 – 2014: mysteriX. Rätselhafte Funde aus Südtirol | mysteriX. Reperti enigmatici dell’Alto Adige
2011 – 2013: Ötzi20 Life. Science. Fiction. Reality
2009: MUMIEN. Der Traum vom ewigen Leben | MUMMIE. Sogno di vita eterna
2008: Hautzeichen – Tätowierungen und Narbenschmuck | Segni sulla pelle – tatuaggi, scarificazioni
2007: Pfeil & Bogen. Von der Steinzeit bis heute | Arco & frecce nell’età della pietra
2006: LebensBilder. Überlegungen zum Alltag in der Urgeschichte | Immaginarsi la Preistoria. Riflessioni sulla vita quotidiana nella preistoria
2006: Das Geheimnis der Wolkenmenschen. Die Chachapoya im peruanischen Nebelwald | Il segreto del popolo delle nuvole. I Chachapoya tra
le nebbie della foresta peruviana
2005: Schön von Kopf bis Fuß. Schönheit und Körperpflege bei den Römern | Piacere – Piacersi. Bellezza e cura del corpo in epoca romana
2003/2004: Unsere Vorfahren. Die Entwicklungsgeschichte der Menschheit | I nostri antenati – La storia evolutiva dell’umanità
2002/2003: GÖTTERSACHE’N – Kult zu Ötzis Zeit | IN DONO AGLI DEI Culti al tempo di Ötzi
2002: Anagama. Experimentelle Keramik | Anagama II – Ceramica sperimentale
2000: Peppi Tischler Karikaturen vom Mann aus dem Eis
1998: Der Mann im Eis: Realität – Mythos – Klischee | L’Uomo nel ghiaccio. Realtà – mito – cliché
Wanderausstellungen
Ötzi und seine Geschichte ist inzwischen Thema von zwei vom Museum autorisierten Wanderausstellungen, die auf der ganzen Welt gastieren. Eine dritte Wanderausstellung, die für den internationalen Markt bestimmt ist, befindet sich im Entstehen.
25.01.2003 – 26.04.2003 Rom (Bahnhof Termini) Italien
01.10.2003 – 31.01.2004 Wien (Naturhistorisches Museum) Österreich
02.03.2004 – 27.06.2004 Hannover (Niedersächsisches Landesmuseum) Deutschland
24.09.2004 – 22.11.2004 Budapest Burgmuseum Ungarn
19.03.2005 – 10.04.2005 Nagoya (Boston Museum of Fine Art) Japan
19.04.2005 – 08.05.2005 Toyohashi (Museum of Natural History) Japan
19.07.2005 – 30.10.2005 Assen (Drents Museum) Niederlande
15.11.2005 – 15.03.2006 Maaseik (Minderbroedersklooster) Belgien
08.04.2006 – 10.09.2006 Frankfurt (Archäologisches Museum) Deutschland
07.11.2006 – 25.03.2007 Vaduz (Liechtensteinisches Landesmuseum) Liechtenstein
05.04.2007 – 31.08.2007 Turin (Museo Regionale di Scienze Naturali) Italien
05.10.2007 – 09.03.2008 Stockholm (Museum of National Antiquities) Schweden
09.11.2007 – 04.05.2008 Sydney (Australian National Maritime Museum) Australien
01.04.2008 – 03.08.2008 Højbjerg (Moesgård Museum) Dänemark
13.03.2009 – 28.06.2009 Bellinzona (Castelgrande Museum) Schweiz
17.06.2009 – 13.09.2009 Varberg (Halland Regional Museum) Schweden
17.07.2009 – 22.11.2009 Madrid (Museo arqueologico regional) Spanien
01.04.2010 – 31.05.2010 Machatschkala Russland
01.06.2010 – 08.08.2010 Moskau Russland
03.09.2010 – 27.02.2011 Helsinki (Espoo City Museum) Finnland
28.03.2011 – 24.07.2011 Valencia (Museu de prehistoria) Spanien
05.08.2011 – 27.11.2011 Oslo (Historisk Museum) Norwegen
03.02.2012 – 30.09.2012 Barcelona (Museu d’Arqueologia de Catalunya) Spanien
07.02.2014 – 31.08.2014 München (Archäologische Staatssammlung) Deutschland
24.10.2014 – 10.01.2016 Granada (Parque de las Ciencias) Spanien
20.03.2014 – 29.11.2015 Mistelbach (MAMUZ Museum) Österreich
23.03.2016 – 22.01.2017 Braunschweig (Braunschweigisches Landesmuseum) Deutschland
ab 31.05.2018 Kerkrade (Continium) Niederlande
Teilnahme an Weltausstellungen
Ötzi und das Südtiroler Archäologiemuseum war auf den EXPOs in Hannover 2000 und Tokio 2005 vertreten.
Kongresse und Tagungen
Tagungen zu den neuesten Forschungsergebnissen am Mann aus dem Eis (1998, 2001 und 2016)
Tod und Museum (2000)
Exar – Experimentelle Archäologie (2005)
25 Jahre Ötzi
Am 19. September 2016 jährte sich zum 25. Mal die Entdeckung von Ötzi. Zu diesem Jubiläum lud das Südtiroler Archäologiemuseum zu einem Empfang im Südtiroler Archäologiemuseum ein. Entscheider und Weggefährten aus 25 Jahren Forschung, Konservierung und Verwaltung stießen an mit der Finderin, Erika Simon und mit dem Zeitzeugen am Fundort, Reinhold Messner. Landeshauptmann Arno Kompatscher zählte die Superlative auf, die der Mann aus dem Eis innehält und unterstützt einen größeren Standort des Museums. Schauspieler Jürgen Vogel stattete dem Museum von den parallel laufenden Dreharbeiten zum Spielfilm „Der Mann aus dem Eis“ im Schnalstal einen Besuch ab. Die neuesten Forschungsvorhaben und –ergebnisse wurden am „3rd Bolzano Mummy Congress – Ötzi: 25 years of research“ vorgestellt, die das Museum in Zusammenarbeit mit dem EURAC-Institut für Mumien und den Iceman (heute EURAC Institut für Mumienforschung) organisiert hatte.
Forschung
Oberste Prämisse ist die Konservierung des Mannes aus dem Eis. Konservierungsbeauftragter ist Prof. Dr. Oliver Peschel, Nachfolger von Dr. Eduard Egarter Vigl. Die Weiterentwicklung des Kühlsystems ist seit Jahren Gegenstand der Forschung und macht das Museum – in enger Zusammenarbeit mit dem EURAC-Institut für Mumienforschung – zu einem gefragten Referenzpartner von Museen und Ausstellungsorten mit Mumien.
Die Forschung zum Mann aus dem Eis lieferte in den vergangenen 20 Jahren bedeutende Beiträge in wissenschaftlichen Zeitschriften zum archäologischen und medizinischen Wissen über Ötzi und die Kupferzeit: die Todesursache, die Entschlüsselung der DNA, Informationen zu Mahlzeiten und Lebensgewohnheiten, wichtige Forschungsbeiträge zum Verständnis von Erkrankungen, die der Menschheit auch heute noch zu schaffen machen wie Arthrose und Herz-Kreislauferkrankungen, bakterielle Erkrankungen wie Helicobacter pylori, Borreliose und Parodontose, seine Tätowierungen, die Erforschung des Kriminalfalls Ötzi und Informationen zur Herkunft des Kupferbeils liefern weltweit beachtete und diskutierte Ergebnisse in den verschiedensten Forschungsdisziplinen.
Noch heute erreichen den anthropologischen Fachbeirat des Mannes aus dem Eis und jenen für Archäologie immer neue Anfragen für Forschungsprojekte. Vor allem im Bereich der Mikrobiologie werden in den nächsten Jahren einige Erkenntnisse zu erwarten sein und auch mit dem Fortschreiten der Genauigkeit von Messmethoden wird die Forschung dem Mann aus dem Eis und seiner Zeit noch so manches Geheimnis entlocken.
Bekanntheitsgrad Ötzi
Jede neue Veröffentlichung von Forschungsergebnissen zum Mann aus dem Eis wird von den Medien aus aller Welt umgehend aufgenommen. Brauchte es vor 20 Jahren dazu noch Fax, Telefon und in der Dunkelkammer entwickelte Fotos, teilen sich Nachrichten über Ötzi nach 20 Jahren über Internet und durch social media in Echtzeit digital und erdballumspannend.
Zu Ötzis globalem Bekanntheitsgrad trugen in der Vergangenheit auch Titelgeschichten und unzählige große Artikel in Tages- und Wochenzeitungen und populärwissenschaftlichen Wissensmagazinen wie New York Times, Time Magazine, GEO oder National Geographic mit ihren vielen nationalen Ausgaben bei. Millionen Menschen weltweit lernten den Mann aus dem Eis in aufwändigen internationalen Dokumentarfilmproduktionen von National Geographic und Discovery Channel kennen, die jeweils im Südtiroler Archäologiemuseum gedreht wurden.
Die deutsch-österreich-Südtiroler Spielfilmproduktion „Der Mann aus dem Eis“ aus dem Jahr 2017 von Felix Randau in der Hauptrolle mit Jürgen Vogel stellt den vorläufigen Höhepunkt der Bekanntheit von Ötzi dar. Dieses Frühjahr kommt der Film auch in die nordamerikanischen Kinos.
Ein weiterer Fiction-Film für Familien, „Ötzi e il mistero del tempo“ (Otzi and the Mistery of Time), der im vergangenen Frühling 2017 im Museum gedreht wurde, wird ebenfalls dieses Jahr in den italienischen Kinos erwartet. Drehbuch: Carlo Longo und Manuela Cacciamani, Regisseur Davide Orsini Hauptdarsteller in der Rolle des Ötzi: Michael Smiley.
Ötzis Bedeutung hat sich auch unter international bekannten Künstlern herumgesprochen: spätestens seit sich der amerikanische Schauspieler Brad Pitt 2007 Ötzis Silhouette auf den linken Unterarm tätowieren ließ, recherchierten Menschen weltweit, wer denn dieser „Iceman“ ist und erfahren, dass das Original im Südtiroler Archäologiemuseum in Bozen zu besichtigen ist.
Rekonstruktionen von Ötzi
2011 wurde im Südtiroler Archäologiemuseum anlässlich der Sonderausstellung Ötzi20 eine neue Rekonstruktion von Ötzi vorgestellt. Ausgehend von CT-Scans der Mumie modellierten die beiden niederländischen Paläokünstler Alfons und Adrie Kennis eine lebensnahe Figur, die seither unsere Vorstellung von unserem Vorfahren aus der Kupferzeit prägt.
Ebenfalls ausgehend von den CT-Scans wurde auch von der Mumie des Mannes aus dem Eis im Jahr 2016 eine Kopie angefertigt und vom amerikanischen Paläokünstler Gary Staab bemalt. Eine Kopie ist exklusiv im DNA Learning Center des New Yorker Cold Spring Harbor Forschungszentrums ausgestellt, eine weitere wird mit der neuen Wanderausstellung weltweit gastieren.
Schreckmomente
…sind immer wieder Brandmeldungen oder aus anderen Gründen ausgelöster (Fehl-)alarme. Bisher gab es zum Glück noch keine brenzlige Situation. Am Beispiel des Südtiroler Archäologiemuseums arbeitete die Berufsfeuerwehr Bozen einen innovativen Evakuationsplan für Kulturgüter aus. Über die spektakuläre Probe-Evakuation der Mumie und die wertvollsten Objekte des Museums wurde ein Film gedreht, an dem heute junge Feuerwehrleute geschult werden. Der Museumstechniker Andrea Battagin, Sicherheitsbeauftragter des Museums, hält auf der Brandschutzmesse „Civil Protect“ in Bozen am 24.3.2018 einen Vortrag darüber.
20 Jahre Museum: Zahlen bitte!
Besucher (seit Eröffnung am 28.März 1998 bis Ende März 2018): 5 Mio
über 20.000 Facebook-Likes (Februar 2018)
Durchschnittsbewertung bei Besuchen auf Facebook: 4,5 von 5 Sternen.
„Südtiroler Archäologiemuseum“ als Stichwort bei Google: 32.200 Ergebnisse (Stand März. 2018), „Ötzi“ (ohne DJ Ötzi): 1.560.000 Ergebnisse (März 2018)
Höchste Zugriffsrate auf die webseite www.iceman.it am 19. September 2016 (25 Jahre Entdeckung von Ötzi): 8.647 Nutzer/innen.
Mehr als 600.000 Teilnehmende an Führungen.
Ca 30.000 Führungen und Workshops in 20 anni -> 3,4 anni di continui spiegazioni e interazioni von i visitatori
Führungen in 17 Sprachen
Tag mit der höchsten Besucherdichte im Museum (normale Öffnungszeit von 10 bis 18 Uhr): am 09.08.2013 mit 1.802 Personen (Kapazität des Museums 300 Personen auf 1400 m²)
750 km Eintrittskarten (ca Entfernung Bozen – Paris)
40 Tonnen flyer
300.000 verkaufte Bücher im Shop des Museums
Medien:
10.000 Journalistinnen und Journalisten besichtigten das Museum
1000 Interviews mit Museumspersonal
500 Pressemitteilungen
700 Film- und Fernsehaufnahmen
Neu! The Lounge
Zum 20. Jubiläum des Südtiroler Archäologiemuseums stehen die BesucherInnen und Besucher des Museums im Fokus. Ab 23. März 2018 wird die ganze 3. Etage zum individuellen Gestaltungs- und Erlebnisspielraum deklariert. The Lounge ist ein Raum mit Ruheinseln und spielerischen Elementen, der Entspannung und Reflexion gleichermaßen ermöglicht. Besucherinnen und Besucher können in The Lounge Zeit verbringen, allein oder gemeinsam, ihren Interessen oder Ruhebedürfnissen nachgehen und so den Museumsbesuch auf ganz individuelle Weise ausklingen lassen. Intellektuell, sozial oder emotional? Studien zeigen, dass Besucherinnen und Besucher ganz individuelle Herangehensweise an Museen und ihre Inhalte haben. Während für manche Menschen ein Museumsbesuch zuallererst ein Gemeinschaftserlebnis ist, sind Museen für andere reine Lernorte und für wieder andere zählen die Gefühlswelten, die die sich dort auftun. Diese drei Aspekte charakterisieren, was in The Lounge angeboten wird. Dabei gilt: Vieles können, aber nichts müssen.
Publikationen
Das Südtiroler Archäologiemuseums gibt seit 1999 eine wissenschaftliche Reihe mit dem Titel „Schriften des Südtiroler Archäologiemuseums / Collana del Museo Archeologico dell’Alto Adige“ heraus. Band 1 (1999), Band 3 (2003) und 4 (2006) sind Forschungsergebnissen zum Mann aus dem Eis und zu seiner Konservierung gewidmet. Der 2. Band erschien 2002 und fasst archäologische Forschungen aus dem Raum Siebeneich / Moritzing zusammen. Der bislang letzte Band 5 erschien 2015 und behandelt die Archäologie im Überetsch.
Populärwissenschaftliche Bestseller des Südtiroler Archäologiemuseums sind das kompakte Handbuch über Ötzi [Angelika Fleckinger, Ötzi, der Mann aus dem Eis, Bozen/Wien 7. Auflage 2014] und das bebilderte Jugendbuch Die Gletschermumie [Gudrun Sulzenbacher, Die Gletschermumie. Mit Ötzi auf Entdeckungsreise durch die Jungsteinzeit, Bozen/Wien 9. Auflage 2015], die beide in mehrere Sprachen übersetzt wurden.
Archäologische Forschungsprojekte des Museums
In den Jahren 2011-2014 wurde das Forschungsprojekt „Leben am Wasser. Ressourcen, Technik und Mobilität im Mesolithikum am Beispiel der Fundstellen Galgenbühel in Salurn (Südtirol)“ bearbeitet. Projektleiterin war Ursula Wierer, sie leitete die Grabungen an der mittelsteinzeitlichen Fundstelle (Ende 9./ 8. Jahrtausend. v. Chr.) am Rand des Talbodens. Die Untersuchungen zielten vor allem auf die Wirtschaftsstrategien der damaligen nomadisierenden Jäger- und Sammlergruppen.
In den Jahren 2013-2016 fand das Forschungsprojekt „Prähistorische Besiedlung und Ökonomie inneralpiner Hochtäler am Beispiel des Schnalstals (Südtirol)“ statt. Forschungsziel des Projektleiters Andreas Putzer war, das Einwirken des Menschen auf die Naturlandschaft in den Schnalser Seitentälern zu ergründen. Es wurden mehrere Kultplätze und mit der Weidewirtschaft in Zusammenhang stehende Siedlungsreste im Hochgebirge ausgegraben. Als Ergebnis kann festgehalten werden, dass der Mensch – entgegen bisheriger Meinung – erst seit der frühen Bronzezeit (2. Jahrtausend v. Chr.) in die Naturlandschaft Schnals eingreift.
Seit 2017 und noch bis 2019 läuft das Forschungsprojekt „Säben II. Die profanen Bauten der spätantiken Siedlung“. Projektleiter ist der Leiter der Forschungsgrabungen (1978-82) Hans Nothdurfter. Das Projekt konzentriert sich auf Siedlungsbauten und deren Funktion. Es handelt sich dabei um mehrere Häuser aus dem späten 4. bis frühen 6. Jahrhundert. Neben der archäologischen Bearbeitung sind auch naturwissenschaftliche Untersuchungen geplant.
Für die Tagung „3rd Bolzano Mummy Congress – Ötzi 25 Jahre Forschung“ vom 19.-21. September 2016 wurden vom Südtiroler Archäologiemuseum zwei Forschungsprojekte initiiert. Zum einen die Bestimmung der Herkunft des Kupfers des Beiles. Sie wurde zusammen mit einem Forschungsteam aus Padua um Gilberto Artioli durchgeführt und hat ergeben, dass das Kupfer aus der südlichen Toskana stammt.
Zum anderen wurden die Silexgeräte des Mannes aus dem Eis einer neuen Untersuchung unterzogen durch ein Forschungsteam um Ursula Wierer durchgeführt. Die Ergebnisse werden demnächst (2018) veröffentlicht.
Heuer, also im Jahr 2018, beginnt das Forschungsprojekt „Studi sulla circolazione del rame ai tempi di Ötzi. L’ascia dell’Uomo venuto dal ghiaccio e il contesto archeometallurgico di asce di rame dell’area centro-alpina e della penisola italiana” unter der Leitung von Günther Kaufmann und Gilberto Artioli. Es geht um zwei Forschungsziele. Die Entwicklung der Kupfermetallurgie bzw. die Nutzung der Kupferressourcen in Südtirol im Verlauf der Kupferzeit (Ende 4. 3. Jahrtausend v. Chr.) nachzuzeichnen und die Werkstattkreise der kupferzeitlichen trapezförmigen Randleistenbeile zu ermitteln.
Besucherprofil
Nicht groß, aber ein Museum mit Gästen internationaler Herkunft: Im Jahr 2017 kamen Menschen aus allen Kontinenten in das Südtiroler Archäologiemuseum, darunter auch aus fast allen europäischen Ländern. Herkunft der Museumsgäste (2017): Deutschland 42%, Italien ohne Südtirol: 30%, Österreich 6%, Südtirol: 5%, Rest-Europa: 11%, Welt: 6%. Durchschnittlich kommen mehr als 250.000 Besucher pro Jahr ins Südtiroler Archäologiemuseum. Seit seiner Eröffnung am 28. März 1998 bis heute haben fast 5 Millionen Menschen die Dauer- und Sonderausstellungen des Südtiroler Archäologiemuseums besichtigt. 95% der Besuchenden sind Touristen aus der ganzen Welt.
Entwicklung der Besuchszahlen:
1998: 245.000 2003: 228.000 2008: 227.705 2013: 252.462
1999: 256.000 2004: 248.074 2009: 231.040 (11 Monate offen) 2014: 245.397
2000: 277.000 2005: 226.705 2010: 229.456 2015: 253.704
2001: 258.000 2006: 225.479 2011: 265.459 2016: 275.226
2002: 255.000 2007: 221.958 2012: 257.431 2017: 286.972
Wirtschaftsfaktor Museum
Der Mann aus dem Eis ist eine der international bekanntesten Persönlichkeiten aus Südtirol. Dass Ötzi und das Südtiroler Archäologiemuseum damit einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die Wirtschaft in Südtirol haben, ist unbestritten, aber nicht leicht zu ermessen. Die übergroße Mehrheit der Museumsbesucherinnen und -besucher (95 %) stammt nicht aus Südtirol, sondern sind Touristen. Ein Großteil von ihnen urlaubt nicht in der Landeshauptstadt, sondern besucht Bozen als Tagestouristen, um den perfekten Mix aus Sightseeing, Shoppen und Spezialitäten zu genießen – und um Ötzi im Südtiroler Archäologiemuseum zu besuchen. Diese Mischung wirkt sich auch wirtschaftlich aus: Die Feriendestination Südtirol punktet mit einem attraktiven Museum und viele Menschen, die nach Bozen kommen, beeinflussen die Wertschöpfung und das touristische Angebot positiv.
Pressekontakt:
Katharina Hersel
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