Was hat meine DNA mit Ötzi zu tun?
Zwei Klassen des Bozner Realgymnasiums lernten im Rahmen der „Science week“ am Südtiroler Archäologiemuseum, welche Verwandtschaftsgrade zwischen der eigenen DNA und anderen Weltbevölkerungsgruppen bestehen oder wie sich die eigene DNA zu in der Vergangenheit lebenden Menschen wie zu Ötzi oder dem Neanderthaler verhält.
Am Beginn stand harte Laborarbeit: Die eigene DNA aus den eigenen Backentaschenzellen zu extrahieren und zu vermehren, damit sie überhaupt untersuchbar wird, war die Voraussetzung für das Experiment.
Nachdem alle DNA-Proben durch ein professionelles Labor sequenziert worden waren, begann der spannende Teil des Workshops: der Vergleich und die Berechnung der eigenen DNA mit der von anderen Bevölkerungsgruppen der Erde einerseits und der Vergleich mit der Vergangenheit in Gestalt des Neanderthalers oder mit der DNA von Ötzi. Naja, genauer gesagt, eigentlich ja mit seiner Mutter. Denn zur Analyse wurde nicht die vom Vater vererbte Zellkern-DNA verwendet, sondern die leichter extrahierbare sogenannte mitochondriale DNA, die wir alle von unseren Müttern vererbt bekommen.
Die spannenden Ergebnisse des DNA-workshops werden an dieser Stelle noch nicht verraten. Diese zeigen die Oberschülerinnen und -schüler in der „Langen Nacht der Forschung“ am Freitag 27.9.2019 im Südtiroler Archäologiemuseum von 17-22 Uhr.
Der workshop wurde in Kooperation mit dem DNA Learning Center in New York ermöglicht.
Fotos: (c) Südtiroler Archäologiemuseum, DNA Workshop 23.-27.9.2019 und Lange Nacht der Forschung
Von Möhren und Menschen
Interview mit Referent Uwe Hilgert 29.9.2019
Wie kann man Verwandtschaftsverhältnisse an der DNA ablesen? Oder anders gefragt: wie kann man berechnen, wie nahe wir miteinander verwandt sind?
In der Analyse von DNA kann man generell annehmen, dass die Anzahl der Unterschiede ein Maß für die Nähe von Beziehungen reflektiert: je weniger Unterschiede, desto näher verwandt.
Wer sind unsere nächsten Verwandten?
Wahrscheinlich sind die Neanderthaler die nächsten Verwandten zum modernen Menschen. Mit dem Fortschritt in den Untersuchungsmethoden und mit neuen Methoden kann sich diese Einschätzung jedoch ändern.
Welchen Abstand hat Ötzi zu uns? Wie eng sind wir mit Ötzi verwandt?
Von der DNA her ist das schwer zu beantworten. Die DNA zeigt, dass Ötzi zu uns modernen Menschen gehört. 5000 Jahre mehr oder weniger macht für die DNA generell keinen großen Unterschied.
Was kann uns Ötzis DNA sagen? Warum arbeitet das DNA-Learning Center mit Ötzis DNA?
Ötzis DNA ist ein fantastischer Beleg dafür, dass DNA Verwandtschaftsverhältnisse reflektieren und bloßlegen kann.
Wie ist das jetzt, stammen wir von Ötzi oder vom Neanderthaler ab? Was konnten die Schülerinnen und Schüler herausfinden?
In unserer DNA gibt es keinen Hinweis darauf, dass wir von Ötzi oder vom Neanderthaler abstammen. Das DNA-Experiment der Schülerinnen und Schüler hat jedoch gezeigt, dass alle modernen Menschen – und dazu gehört Ötzi – viel näher miteinander verwandt sind, als irgendein moderner Mensch zu Neanderthalern. Von ihrer DNA lässt sich auch ablesen, dass wir nicht vom Neanderthaler abstammen, sondern dass wir mit dem Neanderthaler, genauso wie mit den Schimpansen, einen gemeinsamen Vorfahren teilen. Neanderthaler sind daher entfernte Cousins bzw. Cousinen von uns und nicht Vorfahren.
Warum ist es so wichtig, mit Jugendlichen zum Thema DNA zu arbeiten?
Die DNA ist die Festplatte des Lebens. Sie tut selbst nichts, enthält aber alle Information, die nötig ist, um Lebewesen zu formen: menschliche DNA für Menschen und Möhren-DNA für Möhren. Das Verstehen von DNA führt zu vielen neuen Berufen und zu einer vollkommen neuen Medizin.