Am 19. September 1991 entdecken die deutschen Urlauber Erika und Helmut Simon während einer Bergtour, im Bereich des Tisenjochs im Schnalstal auf 3210 m Seehöhe eine menschliche Leiche. Nur der Oberkörper ragte aus dem Eis. Die Simons meldeten den Fund dem Hüttenwirt der Similaunhütte, der wiederum die österreichische Polizei und die italienischen Carabinieri einschaltete, da der Fundort im grenznahen Bereich liegt. Man ging von einem verunglückten Bergsteiger aus und startete am darauffolgenden Tag einen ersten Versuch, den Leichnam zu bergen. Aber es gelang nicht, den Toten aus dem Eis freizubekommen und aufgrund des schlechten Wetters musste die Aktion abgebrochen werden. Nur das Beil nahm man mit ins Tal.


Die Bergungsversuche

Auch am 21. September konnte die Bergung nicht durchgeführt werden, weil kein Hubschrauber zur Verfügung stand. An diesem Tag besuchte der Hüttenwirt der Similaunhütte, Markus Pirpamer, die Fundstelle um den Leichnam mit einer Plastikplane zu schützen. An diesem Tag kamen zufällig die beiden bekannten Südtiroler Bergsteiger Hans Kammerlander und Reinhold Messner vorbei und begutachteten die Lederbekleidung, die Birkenrindengefäße und Pirpamer zeigte ihnen eine Skizze des Beils, worauf Messner als Erster ein hohes Alter des Toten vermutete.

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Rätselraten um den Toten am Berg:

Die beiden Südtiroler Bergsteiger Reinhold Messner und Hans Kammerlander kamen zufällig am Fundort vorbei.


 

Ein Fall für die Gerichtsmedizin?

Erst am 23. September gelang endlich die Bergung. Ein Kamerateam filmte, wie die Mumie mit Eispickeln herausgelöst wurde, noch immer war kein Archäologe anwesend, nur ein Innsbrucker Gerichtsmediziner überwachte den Abtransport im Leichensack. Bei der Bergung kamen allerhand Lederfragmente, Schnüre, Fellreste und Heubüschel zum Vorschein. Unmittelbar neben dem Toten lag ein Dolch und in der Nähe lehnte noch ein langer Stab, den man später als Bogen identifizierte. Mit dem Hubschrauber flog man den Toten nach Vent im Ötztal (A), legte ihn in einen Holzsarg und fuhr ihn dann im Leichenwagen in die Gerichtsmedizin nach Innsbruck.


Die archäologische Sensation

Am 24. September wurde dann endlich Konrad Spindler, Experte für Ur- und Frühgeschichte an der Universität Innsbruck zu Rate gezogen. Dieser schätze das Alter der Mumie umgehend auf „mindestens 4000 Jahre“. Um den bereits einsetzenden Zerfall aufzuhalten, brachte man die Mumie daraufhin in eine Kühlzelle, in der gletscherähnliche Bedingungen simuliert wurden.

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Am 19. September 1991 fanden zwei Bergsteiger eine vereiste Mumie.

Zunächst hielt man den Toten für einen verunglückten Alpinisten.


 


Die Fundstelle liegt auf 3210 m Seehöhe am Tisenjoch, unterhalb der Finailspitze. Die Leiche lag in einer 3 x 7 m breiten Felsmulde und blieb so vor den zerstörerischen Kräften des sich fortbewegenden Gletschers verschont. In der Folge wurde er dann wohl eingeschneit und vom Gletschereis bedeckt. Als die Mumie 1991 gefunden wurde, war das Eis aufgrund des warmen Sommers besonders stark abgetaut. So ragte der Oberkörper gut sichtbar aus dem Schmelzwasser.
Heute steht ganz in der Nähe des Fundorts eine große Steinpyramide und erinnert an diesen archäologischen Glücksfund.

Webcam Ötzi-Fundstelle



Die Grenzfrage

Die Fundstelle lag in unmittelbarer Nähe der österreichisch-italienischen Grenze. Am 2. Oktober 1991 nahm man eine amtliche Neuvermessung vor und stellte fest, dass Ötzi nur 92,56 m von der Grenze entfernt gefunden worden war und zwar auf der Südtiroler Seite. Auch dies war einem kuriosen Zufall geschuldet. Denn bei der Grenzziehung, nach der Annexion Südtirols durch Italien im Jahr 1922, lag zu viel Schnee, um die Wasserscheide, welche als Grenze festgelegt worden war, zu erkennen. Deshalb wurde die Grenzlinie „falsch“ gezogen. Sie ist aber trotzdem bis heute völkerrechtlich gültig. Doch man vereinbarte, dass die Mumie vorerst in Innsbruck bleiben sollte und die Universität Innsbruck die archäologischen Nachuntersuchungen durchführen würde.


Archäologische Nachgrabungen

Bei einer ersten wissenschaftlichen Begehung am 25. September 1991 wurde der Köcher samt Inhalt geborgen. Bei weiteren Untersuchungen im Oktober kamen Schnüre, Fellreste, Birkenrinde und Teile einer Grasmatte zum Vorschein. Erst im Juli und August 1992 konnte das Areal dann systematisch untersucht werden. Erstmals „gruben“ Archäologen im Eis, mit Dampfstrahlgeräten rückte man Schnee und Eis zu Leibe. Dabei kam auch die ausgezeichnet erhaltene Fellmütze zum Vorschein.

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Der Fundort von Ötzi, dem Mann aus dem Eis am Gletscher im Schnalstal

Auf 3210 m Seehöhe kam eine Gletschermumie aus der Kupferzeit zum Vorschein: Eine archäologische Sensation!