Heilkunst zur Ötzi-Zeit
Seine 61 Tätowierungen auf dem Körper und Pilze in seiner Reiseapotheke haben immer wieder für Erstaunen gesorgt und Hinweise darauf gegeben, dass das Wissen um die Behandlung von Krankheiten zur Zeit von Ötzi bereits auf sehr hohem Niveau ablief.
Albert Zink, Leiter des EURAC-Instituts für Mumienforschung in Bozen hat nun zusammen mit dem Konservierungsexperten Marco Samadelli, dem Radiologen Paul Gostner und dem Anthropologen Dario Piombino Mascali einen Überblick über Krankheitsbehandlungen beim Mann aus dem Eis zusammengestellt: „Unsere Studie fasst zusammen was wir über Ötzis Gesundheitszustand wissen und welche möglichen Formen der Therapie bzw. Behandlung seiner Beschwerden angewandt wurden. Die Zahl und Lokalisierung seiner Tätowierungen und das Vorhandensein von potentiell medizinisch wirksamen Pflanzen, wie den Birkenporling und Adlerfarn, in seiner Ausrüstung und in seinem Magen- und Darmtrakt, spricht dafür, dass in der Kupferzeit bereits ein breites Wissen über die Anwendung von Therapieformen und die Wirksamkeit von pflanzlichen Heilmitteln bestand.“
Obwohl der Mann aus dem Eis (3.300 Jahre v. Chr) nur eine Momentaufnahme bei einem einzigen Individuum der südalpinen Jungsteinzeit darstellt, lässt die Studie erahnen, auf welches komplexe Wissen Heilkundige zur Zeit von Ötzi bereits rein durch Beobachtung und Ausprobieren gekommen waren – andere Möglichkeiten standen ihnen ja nicht zur Verfügung.