Svante Pääbo und Ötzi

by Duncan.Hull - own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=123675552

Svante Pääbo und Ötzi

 

Der Mann aus dem Eis und Svante Pääbo, Nobelpreis-Träger für Medizin 2022, sind sich schon öfters begegnet.

„Als noch nicht einmal das menschliche Genom komplett entschlüsselt war, ist es Pääbo schon gelungen, aus Knochenmaterial von ägyptischen Mumien und Neanderthalern mitochondriale DNA zu analysieren. Er war damals der erste, der sich an alte und sehr alte DNA wagte und gilt deshalb zu Recht als Begründer der Paläogenetik“, würdigt Frank Rühli, Leiter des Instituts für Evolutionäre Medizin, Medizinische Fakultät an der Universität Zürich und Präsident des Fachbeirats für den Mann aus dem Eis, die Leistung des neuen Nobelpreisträgers. Er berichtet weiter: „Im Rahmen seines Neanderthal-Projekts erhielt Pääbo 1993 Knochenproben von Ötzi. Es gelang es ihm, Bruchstücke der mitochondrialen DNA von Ötzi (Mutterlinie) zu identifizieren und festzustellen, dass die Haplogruppe von Ötzi zu modernen nord- und mitteleuropäischen Gruppierungen passt. Das war ein international beachtlicher Erkenntnisgewinn und mit den damaligen Methoden der DNA-Analyse alles andere als voraussehbar.“

Die exakte genetische Gruppierung von Ötzis Mutterlinie konnte dann 2006 Franco Rollo von der Università di Camerino bestimmen. Er fand – mithilfe mitochondrialer DNA- heraus, dass Ötzi einer unbekannten Unterart der Haplogruppe K1 zuzuordnen ist.

2012 gelang dann dem EURAC-Institut für Mumienforschung in Bozen in Zusammenarbeit mit internationalen Universitäten die Bestimmung von Ötzis Zellkern-DNA. Auf der Vaterseite konnte ein gemeinsamer Vorfahr zu heutigen Bewohnern von Korsika und Sardinien nachgewiesen und erstmals Geheimnisse zu Ötzis individuellen Erbanlagen gelüftet werden: der Mann aus dem Eis hatte höchstwahrscheinlich braune Augen, Blutgruppe 0, konnte keine Milch verdauen und ließ Anlagen zu Herz-Kreislauferkrankungen erkennen.

Heute, 10 Jahre später, wird Ötzis DNA mit wieder verfeinerten Technologien untersucht – in Zusammenarbeit mit dem Max Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig, dessen Direktor der Nobelpreisträger Svante Pääbo ist.

 

Ötzis DNA – Literatur zum Vertiefen für Interessierte:
Olivia Handt et al.: Molecular genetic Analyses of the Tyrolean Ice Man. In: Science Reports, Vol. 264, 17 June (1994) 1775-1778;
Franco U. Rollo et al.: Fine characterization of the Iceman’s mtDNA Haplogroup. In: American Journal of Physical Anthropology 130:557-564 19 January (2006) 557-564; DOI 10.1002/ajpa.20384
Andreas Keller et al: New insights in the Tyrolean Iceman’s origin and phenotype as referred by whole-genome sequencing. In: Nature communications 28 Feb (2012); DOI: 10.1038/ncomms1701 

 

Foto: Svante Pääbo (c) Duncan.Hull – own work, CC BY-SA 4.0

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