Presseinfos zu
"HEAVY METAL - Wie Kupfer die Welt veränderte"
vom 2.2.2016 bis 14.1.2018


Impressum

Gesamtleitung: Angelika Fleckinger
Ausstellungskurator: Andreas Putzer
Konzeptgruppe: Vera Bedin, Margit Tumler, Günther Kaufmann, Andreas Putzer
Ausstellungsdesign: DOC, Office for communication and design, Bozen
Ausstellungsbauten: Fine Line; Plantec; Profiklex; Eldomare Electronics

Bildmaterial zur Sonderausstellung

In der obersten Etage des Südtiroler Archäologiemuseums öffnete am 2.2.2016 eine innovative Ausstellung, in der zehntausendjährige Funde anhand modernster Techniken vermittelt werden. Eine Multimediaschau auf einer Fläche von 300 Quadratmetern lädt ein, das archäologische Wissen um den Werkstoff Kupfer über großflächige Projektionen zu erfahren und in kleinen Experimenten zu testen.

Die Entdeckung des ersten Metalls – ein revolutionärer Schritt für die Menschheit - liegt über 10.000 Jahre zurück. Jemand fand wohl zufällig einen reinen Kupferbrocken und stellte fest, dass sich das unbekannte Material erwärmen und unter Schlägen formen ließ. Irgendwann muss es dann gelungen sein, Kupfererz bei über 1000 Grad Celsius zu schmelzen und in eine gewünschte Form zu bringen. Der Siegeszug des Schwermetalls Kupfer konnte beginnen.
Ob Schmuck, Waffen oder Werkzeug – bald lernen die Menschen im Vorderen Orient die nützlichsten und schönsten Dinge aus Kupfer herzustellen. Handel und Bergbau kommen in Schwung und das Wissen um die unbegrenzten Möglichkeiten des Metalls geht um die Welt.

Die Sonderausstellung HEAVY METAL zeichnet die Geschichte des Kupfers nach. Welche Folgen hatte seine Entdeckung für die Steinzeitmenschen und warum steckt das rötlich glänzende Metall bis heute in Smartphones, Cent-Münzen und Stromleitungen?

HEAVY METAL zeigt auf ca. 300m² archäologische Funde aus dem Alpenraum sowie bedeutende Originale aus den angrenzenden Regionen. Mit multimedialen Vermittlungselementen und Aktualitätsbezug spricht die Ausstellung sowohl Jugendliche als auch Erwachsene an.

Rundgang durch die Sonderausstellung


Der bekannteste Mensch aus der Kupferzeit ist Ötzi, die Gletschermumie aus dem Schnalstal. Seit 1998 ist er samt Ausrüstung im Südtiroler Archäologiemuseum ausgestellt. Er trug ein wertvolles Kupferbeil mit sich, das ihn als wichtige Persönlichkeit auszeichnet. Die Sonderausstellung HEAVY METAL schließt an die Dauerausstellung rund um Ötzi an und präsentiert die Kupferzeit als spannende Epoche großer globaler Veränderungen.

Die Ausstellung spannt den Bogen von den Anfängen der Kupferverarbeitung im vorderen Orient bis zur Nutzung des Kupfers durch die Kulturgruppen des Alpenraumes zur „Ötzi-Zeit“, ca. 5000 Jahre vor unserer Zeit. Kupfererz kommt auch in Südtirol vor, doch wurde es in Europa anfangs hauptsächlich auf der Balkanhalbinsel gefördert. Erst nach und nach gelangen das Wissen um den Rohstoff Kupfer und seine Verarbeitung aus dem Vorderen Orient nach Mitteleuropa. Dabei intensivierten sich die Kontakte zwischen den Gesellschaften und man beobachtet einen in diesen Dimensionen vorher nie stattgefundenen Wissenstransfer unter den prähistorischen Kulturgruppen in Mitteleuropa.
Ötzi, der Mann aus dem Eis, stellt sich in diesem Panorama als Individuum einer Gruppe von Personen dar, die Kupfer besaßen und denen die Verarbeitung von Kupfer bekannt war – was einen großen Vorteil bedeutete. Die technische Neuerung Kupfer sorgte zugleich für einschneidende wirtschaftliche wie auch gesellschaftlichen Veränderungen. Doch auch heute, 5300 Jahre nach Ötzi, spielt das Schwermetall Kupfer nach wie vor im Alltag eine unentbehrliche Rolle.

Vom Nutzen des Kupfers

Kupfer wird aufgrund seiner besonderen Eigenschaften in vielen Bereichen auch in unserem Jahrhundert noch verwendet und ist aus der heutigen Gesellschaft nicht wegzudenken. Die noch immer aktuelle Bedeutung des Kupfers vermittelt eine Vorstellung davon, welche kulturhistorische Entwicklung die Verwendung von Kupfer und dessen Auswirkung auf die prähistorische Gesellschaft in Gang gesetzt haben musste.

Am Anfang war das Kupfer

Kupfer wird von den Menschen seit etwa 12.000 Jahren genutzt. Anfangs waren allerdings seine besonderen Eigenschaften als Metall noch nicht bekannt: Kupfererze wie das grüne Mineral Malachit oder Azurit wurden als Schmuckanhänger oder Farbpigment verwendet. Neben Perlen wurden seit 9000 v. Chr. auch Nadeln und andere Werkzeuge geschmiedet. Viele davon sind in Anatolien (heutige Türkei) beheimatet, da dort gediegen Kupfer vorkommt.
Die ersten Kupferartefakte aus Europa wie Keile, Äxte und Ahlen sind 7.500 Jahre alt und stammen von der Balkanhalbinsel. Kupfer lag der Funktionalität von Steinwerkzeugen in nichts nach. Der Vorteil liegt jedoch in der Möglichkeit, ein zerstörtes Werkzeug nicht wegwerfen zu müssen, sondern einschmelzen und neu gießen zu können. Deshalb werden Objekte aus Kupfer begehrte Handelsobjekte. Über Tauschhandel tauchten erste Werkzeuge aus Kupfer in Mitteleuropa vor ca. 6.500 Jahren auf. Die dazugehörige Technik der Kupferverarbeitung kam aber erst einige Jahrhunderte später in Mitteleuropa an.
Die Beilklinge aus Kupfer von Ötzi, dem Mann aus dem Eis half, den Fundkomplex zu datieren. Sie ist nicht einmal der älteste Kupferfund in Südtirol. Auch andere Objekte zeugen vom Kontakt mit benachbarten Kulturgruppen.


Ötzis Kulturgruppe - Backstage Archäologie

Die Begriffe Steinzeit, Kupferzeit, Kupfersteinzeit bzw. die chronologische Einordnung von Funden sind für Laien nicht immer nachvollziehbar. Im „Backstage“-Bereich werden archäologische Methoden zur Bestimmung von Zeitphasen erläutert. Die Zuordnung des Mannes aus dem Eis zu einer bestimmten Kulturgruppe wird anhand zweier Beifunde erklärt, die aus den beiden Leitmaterialien der Kupfersteinzeit gefertigt wurden: dem Kupferbeil und dem Feuersteindolch. Dabei kommen natur- und geisteswissenschaftliche Methoden der Archäologie zum Einsatz, die in vereinfachter Weise von den Besuchern selbst erprobt werden können.

Neuerungen durch Kupfer

Kupfer als Gegenstand von Handelskontakten und der Wissenstransfer unter benachbarten Kulturgruppen sind Ausgangspunkt für neue Entwicklungen. Die bedeutenden technischen Innovationen durch das erste Metall und seine Verarbeitung ziehen auch Veränderungen in der prähistorischen Gesellschaft nach sich. Bestattungen erlauben Einblicke in den Alltag kupferzeitlicher Kulturgruppen und den Beginn sozialer Ungleichheit.

Die Kupferzeit in der Handtasche

Das rötliche Metall Kupfer wird nicht nur heute recycelt, sondern bereits seit seiner Entdeckung. Eine Vielzahl von Kupferschlacke-Funden aus archäologischen Grabungen sowie einige Kupferminen, deren Nutzung bereits für die Kupferzeit belegt ist, führten zu Hochrechnungen zum Kupferverbrauch in prähistorischer Zeit. Sie legen nahe, dass wesentlich mehr Kupfer im Umlauf war als wir heute archäologische Kupferobjekte kennen. Vermutlich wurden viele von ihnen eingeschmolzen und wiederverwendet. Deshalb ist es nicht ausgeschlossen, dass Objekte aus unserem alltäglichen Gebrauch wie Münzen oder Smartphones prähistorisches Kupfer enthalten.

Italienisches Ausstellungsdesign


"Heavy Metal" nutzt die gesamte Bandbreite der digitalen Darstellung, um Besucherinnen und Besuchern die komplexe Geschichte des Kupfers auf einfache Weise zu erklären. Zwei großflächige dynamische Multimedia-Projektionen spannen den Bogen zwischen zwei zentralen Themen der Ausstellung: die Symbolik sozialer Ungleichheiten, die mit dem Aufkommen des Kupfers verbunden sind und die Verbreitung dieses Metalls über die Jahrtausende von Anatolien nach Mitteleuropa.
Nicht verpassen sollte man den Backstage-Bereich, in dem Groß und Klein anschaulich nachvollziehen können, welche Methoden Archäologinnen und Archäologen bei der Bestimmung von Kupferfunden anwenden: über ausziehbare Informationstafeln, mehrsprachige Tutorials, Schalter und interaktive Ebenen - großzügig auf hellem Hintergrund platziert. Das eigenhändige Experimentieren mit verschiedenen Disziplinen und Techniken zur Kupfer-Datierung macht auch die Archäometallurgie oder das C14-Radiokarbonverfahren zum faszinierenden Spiel. Mittelpunkt der Ausstellung ist in diesem Bereich die wertvolle Kupferklinge des Beils von Ötzi, dem Mann aus dem Eis, der berühmtesten Mumie aus der Kupferzeit und Sinnbild für das Südtiroler Archäologiemuseum.

Licht spielt in der Sonderausstellung ebenfalls eine große Rolle. Schon am Aufgang in die Sonderausstellung wird durch den leuchtenden Schriftzug „Heavy Metal“ auf kupferrotem Untergrund klar, welches Metall im Mittelpunkt steht. Mehr als 400 LED-Lampen erinnern daran, dass Kupfer durch Feuer formbar wird. Die weißen Wände und das Ausstellungsmobiliar heben sich hell vom dunklen Bodenbelag ab und bringen die typografischen Ausstellungstexte gut lesbar zur Geltung. Weitere Töne in der Ausstellung sind von dem Farbenspiel abgeleitet, das bei der Kupferschmelze entsteht. Das gesamte Ausstellungsdesign ist hell und einfach gehalten.

Wir danken allen Leihgebern

Amt für Archäologie, Frauenfeld/Thurgau (CH)
Amt für Bodendenkmäler, Bozen (I)
Ferdinandeum, Innsbruck (A)
Istituto Italiano del Rame, Milano (I)
Kantonsarchäologie Graubünden, Chur (CH)
Kantonsarchäologie Tessin, Bellinzona (CH)
Leopold-Franzens-Universität, Innsbruck (A)
Montanwerke, Brixlegg (A)
Musei Civici Reggio Emilia, Reggio Emilia (I)
Museo Nazionale Luigi Pigorini, Roma (I)
National Institute of Archaeology and Museum, Sofia (BGR)
Naturmuseum Südtirol, Bozen (I)
Palais Mamming Museum, Meran (I)
Rätisches Museum, Chur (CH)
Regional Museum of History, Stara Zagora (BGR)
Soprintendenza Archeologia Belle Arti e Paesaggio per la Città Metropolitana di Firenze e le Province di Pistoia e Prato (I)
Soprintendenza Archeologia Belle Arti e Paesaggio per l'Area Metropolitana di Venezia e le Province di Belluno, Padova e Treviso (I)
Soprintendenza Archeologia dell’Emilia Romagna, Bologna (I)
Soprintendenza per i Beni Culturali - Ufficio Beni Archeologici, Trento (I)
Urgeschichtemuseum MAMUZ, Schloss Asparn/Zaya (A)
Wosinsky Mór Megyei Múzeum, Szekszárd (HU)
Museo Fiorentino di Preistoria “Paolo Graziosi” (I)